Wie verarbeitet die Popmusik Tatsachen des Todes?
Felix Eckert
Wir alle werden sterben. Dieser scheinbar banale Satz ist viel leichter hingeschrieben als für wahr gehalten. In unseren ersten Erfahrungen mit dem Tod – etwa wenn die Großeltern sterben – trauern wir oft nicht nur um eine geliebte Person. Wir werden uns auch bewusst, dass wir selbst einen Anfang und ein Ende haben in einer Zeit, die auch ohne uns weitergehen wird. »Die Uhr schlägt, wieder eine Stunde näher zum Grab«, schreibt der Philosoph Ernst Bloch, der sich fragt, wie die »letzte Angst« verdrängt werde. »Die Menschen waren niemals neugierig, ihre immer weniger werdenden Jahre zu zählen, doch was bürgerlich nur in den Tag hinein lebt, wird unter anderem dazu ermuntert, überhaupt nicht ans Ende zu sehen. So staut sich alles auf einen rotbäckigen Anfang zurück, und ist er nicht mehr da, so wird falsche Jugend angeschminkt. Das Sterben wird weggeschoben, nicht als ob man so gerne lebte, aber auch nicht, als ob man irgendwo gern in ein Kommendes sähe […]«
Wie geht die Popmusik mit den Tatsachen des Todes und drohender Verluste um? Sie hat verschiedene Formen dafür entwickelt, allen voran die lustvolle Leugnung der Sterblichkeit. Die Liebe soll angeblich ein Gegenmittel sein: »Nur bei dir fühl’ ich mich unsterblich«, singen Luxuslärm. Dasselbe behaupten die Toten Hosen in dem Song »Unsterblich«: »Mit dir hab ich dieses Gefühl / Dass wir heut’ Nacht unsterblich sind.« Eine Variante davon sind Lieder, in denen der Tod vorkommt, ihm aber getrotzt werden soll. »Maybe I just wanna fly / Wanna live I don’t wanna die […] / You and I are gonna live forever«, versichern Oasis (»Live Forever«). Die Fantasie eigener Ewigkeit kann Spaß machen und die Lebenslust steigern, sofern sie nicht zur Ideologie verkommt, die
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 6/2014, erhältlich ab dem 31. Oktober 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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