Generationen in Ost und West wurden durch die in der alten Bundesrepublik stationierten Soldatensender sozialisiert. Alan Bangs »Nightflight« war eine dieser Sendungen. Und ohne seine Moderationen wären die »Rockpalast«-Nächte um einiges weniger unterhaltsam gewesen. Seine eigentliche Liebe aber blieb das Radio, doch mit der zunehmenden Privatisierung der Radiolandschaft verringerten sich die Arbeitsmöglichkeiten des Briten. Zwar waren seine Arbeitgeber zumeist öffentlich-rechtlich, aber auch die ließen sich in den Schwitzkasten der Formatradio-Vorgaben nehmen. Zehn Jahre war Alan Bangs beinahe aus dem Äther verbannt, dann holte ihn DRadioWissen, das Internetformat des Deutschlandradios, wieder ins Studio. Einmal mehr tat er nicht das Erwartete, stattdessen baute Bangs Hörlandschaften, angereichert mit Filmzitaten, sphärischen, gedanklichen Assoziationen. Zum Ende des Jahres soll damit nach nur drei Jahren Schluss sein. DRadioWissen will sein Programm umstrukturieren, die Marktforschung hätte ergeben, dass die Hörer im Durchschnitt 44 Jahre alt seien. Zu alt. Bangs ist 20 Jahre älter, spielte mit Vorliebe Musik, die kaum ein paar Wochen alt ist und die auch sonst nie in die Rotation rutschen würde. Musik, die wir bald nicht mehr im Radio hören werden.
Lene Zade
Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 6/2013, erhältlich ab dem 1. November 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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