Die Rapperin Sookee über die politische Wirksamkeit und sozialisatorische Kraft ihrer Musik
Text: A.Käßner, Foto: Mario Thieme
Du gehörst zu den wenigen Künstler*innen, die Gender-Themen in ihren Texten niederschreiben. Warum ist dir das Thema wichtig?
Als ich angefangen habe zu rappen, habe ich mich dagegen gewehrt ein Frauen-Extra vor mir herzutragen, weil ich dachte, dass das einen falschen Fokus setzt. Ich habe mich dagegen gewehrt, wenn andere Frauen mit mir Features machen wollten und mir Begriff e wie Zwangssolidarität ausgedacht. Das war ein Eff ekt davon, dass mir ein »Tittenbonus« nachgesagt wurde: Du bist niemand, du kannst nicht viel, trotzdem kriegst du Aufmerksamkeit. Das ist aber nicht meine Schuld. Wenn Menschen an mich herantreten, dann nicht, weil ich ihnen sage, dass sie das tun sollen. Im Zuge meiner eigenen Politisierung und Auseinandersetzung mit feministischen Themen und Aktivismus habe ich angefangen, das zum Thema zu machen. Denn egal wie du es machst, es wird so oder so von außen thematisiert. Dann will ich es lieber selber gestalten und von vornherein die Themen und Aspekte, die mir daran wichtig sind, vorne rauf schreiben. Die Erfahrung zeigt auch, dass das Menschen Mut macht. Das »Zwangs« in Zwangssolidarität habe ich stark gestrichen und finde es sehr schön, mich mit anderen Personen, die nicht viel Raum in einer Männerbastion wie Hip Hop haben, zumindest punktuell zu solidarisieren oder zusammenzuschließen.
Nutzt du deine Musik als politisches Instrument?
Auf jeden Fall. Ich glaube, dass Kultur und Politik sehr eng zusammen gehen und Kultur politische Ereignisse und Denkbewegungen schön reflektieren und dokumentieren kann. Musik ist ein geeignetes Mittel, um Inhalte zugänglich zu machen. Ich glaube, es gibt viele Leute, die plötzlich mit dem F-Wort zu tun haben über meine Musik, die sich nicht mit feministischer Theorie befassen würden. Das ist eine nette Einstiegsdroge, im guten Sinne. Ich bin überzeugt von einer politischen Wirksamkeit und sozialisatorischen Kraft von kulturellem Output. Das ist keine plumpe Idee von Medienwirkung, zu sagen: da macht jemand feministische Musik und deswegen werden alle Feminist*innen, die das hören.
Sookee Parole Brückenbau
Springstoff
www.sookee.de
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 6/2013, erhältlich ab dem 1. November 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.