Ab dem 26. Juni am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel und im Abo.
Die Kolonialgeschichte ist vor allem Kriminalgeschichte. Und nicht zuletzt Kunst- und Kulturgeschichte: Die Gemälde von Wassili Wereschtschagin zeigen die Schrecken der modernen Eroberungskriege. In der Literatur findet sich die Skrupellosigkeit und Brutalität der Kolonialherrschaft selten eindringlicher veranschaulicht als in der Figur des Elfenbeinhändlers Kurtz, die Joseph Conrad für seine Erzählung »Herz der Finsternis« kreiert hatte. Hannah Arendt fand in Kurtz’ Charakter – »durch und durch leer und hohl, leichtsinnig und weichlich, grausam und feige, voller Gier, aber ohne jede Kühnheit« –, für den der deutsche Kolonialist, »Afrikaforscher« und später von den Nazis glorifizierte Carl Peters Modell gestanden hat, das Wesen autoritärer Führer und Tyrannen verkörpert. Nicht zufällig wählte Francis Ford Coppola Conrads »Herz der Finsternis« als Vorlage für sein postmodernes Vietnamkriegsspektakel »Apocalypse Now« und ließ Kurtz wieder aufleben (Moshe Zuckermann wird es in diesem Heft aufgreifen). weiterlesen
Ausgabe durchblättern
MAGAZIN
06 | Bye-bye B. B. King, Fiesta de Solidaridad con Cuba
07 | Faschistische Tendenzen: Life Festival Oswiecim
08 | Amazon verwüstet die Kulturlandschaft
09 | Stampfen und Schießen im Viervierteltakt, R.I.P.
MUSIK & KÜNSTLER {#1}
10 | Refused: Der Untergang Europas
12 | Leon Bridges: Herzschmerz und siebter Himmel
13 | Ornette Coleman: Inspirierende Zusammenkünfte
14 | Metz: Schmirgeln, sägen, stanzen
15 | James Taylor: Melancholiker mit Optimismus
16 | Kumbia Queers, Monoswezi
17 | Muse: Im tiefen Tal der Verzweiflung
18 | Walter Mossmann – ein Nachruf
TITELTHEMA Kolonialismus & Musik
Der Kolonialismus bediente sich der Musik als Herrschaftsinstrument. Gleichzeitig übten die Unterworfenen musikalischen Einfluss auf die Kultur der Unterdrücker aus. Pop kennt kaum ein Genre, das seinen Ursprung nicht in kolonisierten Regionen der Welt hat. Heute zirkuliert die Musik im Spannungsfeld zwischen Kritik und Affirmation in beide Richtungen – vom Zentrum des Imperiums in die Peripherie und umgekehrt.
21 | Dialektik der Eroberung
24 | Kolonialismus und die Entstehung der Popmusik
26 | Fela Kuti: »Music Is the Weapon«
27 | Corridos – mexikanische Volkslieder als Feldpost
28 | Interview: Kultureller Nationalismus in Puerto Rico
32 | Der koloniale Blick und seine Subversion
35 | Tricky Trip-Hop
36 | Kolonialisierung der House Music
37 | Salif Keïta: »Damals …«
38 | Interview mit Asian Dub Foundation: Keine Alibi-Aktionen
MUSIK & KÜNSTLER {#2}
40 | K.I.Z: Unmissverständlich
42 | Blur: Das unerwartete Baby
43 | Desaparecidos: Das musikalische Chamäleon
44 | M&R-Fragebogen: Young Fathers
46 | Newcomer: Elias Gottstein
47 | Newcomer: Charlie Rayne, Nature In The City, Finn, Blue Thyme
48 | Album des Monats: Algiers
49 | Rezensionen
STANDPUNKTE
63 | Kolumne aus Barcelona: Power to the People!
64 | Pro & Contra: Indigene Musik und der Westen
66 | Feature: 70 Jahre Hiroshima. Wie Musiker die Bombe lieben lernten
70 | Kubas Musikszene und das Ende der US-Seeblockade
SPEZIAL
73 | Deutschland 1945: Brüche und Kontinuitäten in Schlager und Jazz
75 | »Stunde Null« im Radio
76 | 40 Jahre Vietnam: »Charlie« spielt Surf-Gitarre
78 | Analyse: The Doors – »The End«
79 | Legendäre Orte: Flugplatz Roitzschjora
80 | Theater & Kunstmusik: »Big Republic«
81 | Theater & Kunstmusik: »Vasco da Gama«
LITERATUR & FILM
83 | Ernest Borneman: Sexuelle Revolution
84 | Rezensionen Bücher
87 | Paul Virilio: »Denken ist doch nichts Trauriges«
88 | Rezensionen Filme
LIVE
91 | Banda Bassotti: »Die Musik hat uns zusammengeschweißt«
92 | Deathwish Festival
93 | I Am Kloot
94 | Interview mit David Rovics: Alles ist möglich
96 | Konzert-Präsentationen
98 | Impressum, Leserbriefe
Anzeigen br>