Foto: Andreas Domma
Nach der Tragödie von Soma reiste die Millionen Fans zählende Politband Grup Yorum an den Ort des Unglücks. Sie besuchte die Angehörigen der ums Leben gekommenen Bergwerkarbeiter, unterhielt sich mit den Geretteten und Dorfbewohnern. Ein paar Tage später ist daraus ein Lied entstanden: »Soma İçin« (»Für Soma«): »Sieben Stufen unter der Erde / Wird unser Leben ausgehaucht / Unsere Tränen sind kein Schicksal / Auch unser Tag wird kommen.« Am 28. Juni kommt der Soundtrack der radikalen Linken Anatoliens nach Nordrhein-Westfalen und tritt in der Oberhausen-Arena auf – zum ersten Mal seit langem wieder in vollständiger zwölfköpfiger Besetzung, denn lange Zeit durften einige Mitglieder der Gruppe auf polizeiliche Anordnung hin das Land nicht verlassen. Grup Yorum, gegründet nach dem Militärputsch von 1980, verstand sich von Anfang an als Stimme der Armen und Unterdrücken, als Stimme derjenigen, die der Staat zum Schweigen bringen will. Mit den traditionellen Instrumenten Saz, alevitischer Baglama, Flöte und Zurna, aber auch mit Schlagzeug, Gitarre, manchmal Klavier, und mit lyrischen Texten, die vom revolutionären Kampf, vom Alltagsleben der Bevölkerung, von Liebe und Hass, Freude und Schmerz handeln, versucht Grup Yorum, das Leben der Dörfer, der Gecekondus, der Straße sichtbar zu machen.
Thomas Eipeldauer
Der Artikel erscheint in der M&R 4/2014, erhältlich ab dem 27. Juni 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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