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Fußnoten zur Ästhetisierung und Verarbeitung des Zweiten Weltkrieges in Kunst und Kultur
Er begann am 1. September vor 80 Jahren, verwüstete vor allem Europa und zeitigte ungezählte Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Menschheitsverbrechen von monströsem Ausmaß. Sein Kanonendonner hat die Zivilisation so sehr erschüttert, dass er die Musen nachhaltig zum Schweigen brachte. Gelungene Kunstwerke über den Weltenbrand als größte Tragödie des 20. Jahrhunderts, das gilt besonders für die Malerei, sind vergleichsweise wenig entstanden in Anbetracht der Unmengen von Kitsch und kulturindustriell gefertigten Mythen, die das postfaschistische Deutschland hervorbrachte − ein Zeichen, dass er sich wiederholen kann, bevor er bewältigt wird.
»Für das Grauen sorgen die Russen«
60 Jahre moralische Aufrüstung
Arnold SchölzelKriege enden nicht mit ihrem Ende. Schon gar nicht, wenn sie direkt in einen Kalten Krieg münden. Mit dem entstand die Bundesrepublik Deutschland. 1961 erklärte Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein in einem lichten Moment deren Raison d’Être unter dem Titel »Waffen statt Politik« folgendermaßen: »Die neue deutsche Armee wurde nicht gegründet, um den Bonner Staat zu schützen, sondern der neue Staat wurde gegründet, um eine Armee gegen die Sowjets ins Feld zu stellen.« …
Neuer Realismus zwischen den Fronten
Bildende Kunst nach dem faschistischen Albtraum
Andreas WesselKrieg ist ein klassisches Thema der bildenden Kunst. Sei es als Siegerkunst zur Herrschaftslegitimation, als Propaganda zum Anwerben von Kanonenfutter oder als humanistische Antikriegsaufklärung. Aber wie gestaltete sich die Verarbeitung der Verbrechen und Schrecken des Zweiten Weltkrieges durch deutsche Künstler unmittelbar nach seinem Ende? Kurz gesagt: gar nicht. …
Süßer Rausch
Swing im Gleichschritt mit der Wehrmacht und dem deutschen Militarismus
Susann Witt-StahlMeist sehr launig präsentierte und mit allerlei heiteren Anekdoten angereicherte Dokumentationen über die Ära des Swing werden seit den 90er-Jahren in Massen produziert. Große Kulturindustrie-Labels vermarkten den kommerziellen Jazz-Stil aus den USA mit aufwändig gestalteten CD- oder DVD-Kompilationen als klingendes Symbol der westlichen Alliierten, der Befreiung von der Nazi-Herrschaft und als Antidot zum Militarismus. Oft mit der Behauptung, dass es im NS-Staat ein Swing-Tanz-Verbot gegeben habe − ein Mythos: Bis auf äußerst wenige, regional begrenzte Ausnahmen war es jedem Gastwirt selbst überlassen zu entscheiden, ob in seinem Lokal Swing gespielt und getanzt werden durfte. …
Die kompletten Beiträge erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2019, erhältlich ab dem 14. Juni 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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