
Foto: dpa-Bildarchiv
40 Jahre Sandinistische Revolution
Im Befreiungskampf und gesellschaftlichen Aufbruch in Nicaragua standen Literaten und andere Künstler an vorderster Front
Hermann Schulz*
Zwei Jahre hatte der schmutzige Krieg gegen Nicaraguas Zivilbevölkerung gedauert, bevor das diktatorische Regime um Anastasio Somoza Debayle im Juli 1979 endlich gestürzt wurde. Auf den Sieg der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) folgte ein umfassender gesellschaftlicher Aufbruch. Die Nachrichten, die in Europa aus Mittelamerika eintrafen, waren faszinierend: Abschaffung der Todesstrafe, Landverteilung an besitzlose Bauern, Gleichstellung der Indios, Befreiung der Frauen aus traditionellen Abhängigkeiten, umfassende Kampagnen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung, die Einrichtung eines Kulturministeriums. In diesen frühen Jahren lag Pathos in der Luft − und ein Patriotismus, der keine Feinde kannte.
Im Fortgang der revolutionären Entwicklung kam der Kunst, vor allem der Literatur, eine Schlüsselrolle zu. In einem Land, wo die Dichtung seit dem Schaffen des Schriftstellers Rubén Daríos (1867−1916) besonderen Stellenwert besitzt, verwundert das nicht. Die Alphabetisierungskampagne »Cruzada« (Kreuzweg) − laut dem federführenden Jesuiten Fernando Cardenal »ein Akt der Nächstenliebe« − gab der wohlhabenden Jugend Gelegenheit, die arme Bevölkerung auf dem Land und in den Elendsvierteln kennenzulernen. In den Schulen, aber auch an Orten, wo man es am wenigsten vermutet hätte, in den Gefängnissen und bei der Polizei, wurde gedichtet, musiziert, Theater gespielt.
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*Hermann Schulz war, ernannt vom obersten Gremium der FSLN, von 1978 bis 1982 als Sekretär der europäischen Solidaritätsbewegung für Nicaragua tätig.
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2019, erhältlich ab dem 14. Juni 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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