Mit Rock und Punk gegen rechts. Der kurze Höhenflug der Antifa in den 70er- und 80er-Jahren
Bernd Langer
Nicht weniger als 75 bis 80 Prozent aller Beamten der jungen Bundesrepublik hatten bereits auf Adolf Hitler ihren Amtseid geleistet. Für die 68er-Bewegung, die diese Kontinuität radikal in Frage stellte, manifestierte Faschismus sich deshalb nicht mehr in einer Partei oder Person, wie Rudi Dutschke betonte: »Der heutige Faschismus steckt in allen autoritären Institutionen, in der Gesamtheit der bestehenden bürgerlichen Institutionen und dem Staatsapparat. Den Letzteren zu sprengen, ist unsere Aufgabe, und daran arbeiten wir!«
Der revolutionäre Anspruch der Bewegung, der hier formuliert wurde, fand natürlich auch auf der kulturellen Ebene seinen Ausdruck. Zu einer der prägendsten linksradikalen Bands in der Bundesrepublik sollten die 1971 in Westberlin gegründeten Ton Steine Scherben werden, für die außer Frage stand, wo in der Gesellschaft »die Menschenjäger und die Schreibtischtäter« zu verorten waren: »Sie zittern schon um ihren weißen Kragen«, sang Rio Reiser – und benannte auch klar, wer gemeint war: »NPD, Faschisten, Sadisten, CIA. / Neckermänner, Genscher, Springer, Krupp,« natürlich überhaupt »alle Kriegsgewinnler«.
Die erste große Herausforderung für den Antifaschismus der bundesdeutschen Linken war das NPD-Deutschlandtreffen am 17. Juni 1978 in Frankfurt am Main. Mindestens 5.000 Menschen besetzten den Römerberg vor dem Rathaus, wo die Kundgebung der Neonazis stattfinden sollte. Unter den Demonstranten befanden sich, so Der Spiegel damals, »härteste Kader verschiedener K-Gruppen, die Stahlkugeln, Steine, Latten, Jauche-Beutel bereithielten, um ›Nazis raus aus der Stadt‹ zu katapultieren«. Es kam zur heftigsten Straßenschlacht, die Frankfurt bis dahin gesehen hatte. Ein Lied, das unter dem Eindruck der Kämpfe entstand – auf der Plattenhülle des Albums (»Es ist nicht mehr fern unser Land«) finden sich entsprechende Abbildungen –, ist »Nazi-Mörder« von der »Prolet-Rock«-Gruppe Bobo. »Sie knüppeln auf die Ausländer / Und heut‘ schon hetzt die Brut / Gegen die Gewerkschaften / Atomgegner und Jud’«, heißt es darin, und: »Schlagt die Nazis jetzt!«
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2015, erhältlich ab dem 30. April 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.