
Bill Gates mit cleveren Ideen zur Vermarktung der Anti-G20-Proteste?
Foto: AP Photo / Matthias Schrader
Das Global Citizen Festival als Alternativprogramm zu den Anti-G20-Demonstrationen
Am Vorabend des G20-Gipfeltreffens findet am 6. Juli in der Hamburger Barclaycard Arena das Global Citizen Festival statt – mit musikalischen Hochkarätern wie Coldplay und Herbert Grönemeyer. »Zusammen mit ihnen richten wir uns an die 20 mächtigsten Regierungen weltweit und setzen uns für eine gerechtere Welt für alle ein«, verspricht die Organisation Global Citizen, die das Festival u. a. mit der Bill & Melinda Gates Foundation und dem Pharmazie- und Drogerieartikelhersteller Johnson & Johnson ausrichtet. Für das Event werden 9.000 Tickets unter all denjenigen verlost, die sich vorher in sogenannten Kampagnen-Aktionen (etwa mit der Unterzeichnung von Online-Petitionen) verdient gemacht haben.
Ebenfalls für den Abend des 6. Juli haben antikapitalistische Linke in Hamburg zu einer »Welcome to Hell«-Großdemonstration aufgerufen. Das Global Citizen Festival stellt mit seinem Mainstream- Pop-Programm keine direkte Konkurrenz dar. Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass Megareiche und Konzerne mit der Großveranstaltung bezwecken, den Massenprotest von der Straße zu holen und kommerziell auszuschlachten. Das Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung sieht zumindest nicht nur ehrenwerte Absichten: »Statt politischer Inhalte stehen coole Events und ein vermeintliches Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund«, so der Vorsitzende Dieter Rucht gegenüber Zeit Online. »Dabei kann man sich nicht mit anderen ›global citizens‹ vernetzen, ich trage mich nur in ein großes Online-Register ein und weiß nicht einmal, was mit meinen Daten passiert oder ob diese weiterverkauft werden.«
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2017, erhältlich ab dem 31. März 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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