Daniel Kahn präsentiert seine neue Platte und sich selbst als Inkarnation von Nathan »Prince« Nazaroff
Text: Lena Zade, Fotos: Kay Rachui
Daniel Kahn mag es anachronistisch. Zu Beginn seines Tour-Abschlusskonzertes in einer kalten Januarnacht im Berliner Festsaal Kreuzberg spielt er mit seiner Band, den Painting Birds, ein jiddisches Traditional aus dem 19. Jahrhundert. Das Lied handele von einer Frau, die er einmal sehr gut gekannt habe, seufzt der Anzugträger, der sich im nächsten Moment einen »Sentimentalisten« zeiht. »A Meydl from Berlin« ist einer der vielen »bad old songs«, die der 34-jährige sehr gegenwärtig interpretiert.
Zu dieser ungewöhnlichen, die Jahrhunderte durchkreuzenden Liebe, gesellen sich eigene sowie Lieder von Leonard Cohen und nicht zuletzt von Robert Schumann, der mit der Vertonung von Heines Gedicht »Die Alten Bösen Lieder« Kahn einen Wegweiser an die Hand gab, wie Traditionen hinterfragt und zugleich angeeignet werden können. In der teilweise jiddischen Fassung der Painting Birds klingt Schumann wie ein Vorfahre Kahns, der sich wiederum anschließend selbst mit Degenhardts »Die alten Lieder« kommentiert.
Zuvor hatte der gebürtige Detroiter eine kleine Spieluhr aus der Hosentasche gezogen. In gespenstischer Einfalt erklang die bekannte Melodie von »Lili Marleen«, die mitzusummen der Saal nur zögernd einsetzte. Aber selbst diesen fragwürdigen Schlager holt Kahn aus seiner nationalistischen Ecke, indem er ihn auf Jiddisch singt. Auf wen wohl wartet diese Lili im Licht einer Straßenlaterne?
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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