Die Brüche im Leben des Axel Bosse handeln vom Willen, der eigenen Lust zu folgen und ausdauernd Neues zu entdecken
Interview: Thomas König, Gerd Schumann, Fotos: Kay Rachui
Wir würden gerne einen kleinen Zug durch Ihre Biografie machen – Bosse in eigenen Worten sozusagen. Da gab es einige Brüche. Zum Beispiel schmissen Sie im Alter von 17 Jahren die Schule. Warum? Keine Lust mehr?
Letztlich musste ich wegen diverser Fehlzeiten gehen. Schon in der elften Klasse, zweites Halbjahr, stand im Zeugnis: Leistung kann nicht bewertet werden wegen Fehlens. Ich war halt nicht häufig genug da.
Was hat Sie abgehalten?
Schon damals habe ich offensiv Musik gemacht und das – wegen der Spätpubertät natürlich – mehr nachts als am Tag. Dadurch habe ich dann oft heftig verpennt. Mit 16 bin ich zu Hause ausgezogen, habe mich der Band gewidmet. Aus dieser Zeit begegnet man Bandnamen wie Such A Surge und Jazzkantine. Das waren Weggefährten. Bei denen habe ich als Backliner und Merchandiser gearbeitet. Meine damalige Band hieß Hyperchild. Direkte Vorbilder hatten wir nicht. Mancher von uns war damals Bowie-verrückt. Am Ende dominierte aber englische Pop- und Rockmusik im Allgemeinen.
Apropos Rockmusik. Auf Ihrer aktuellen Single »Schönste Zeit« singen Sie von der Nacht, als Kurt Cobain 1994 starb. Sie hätten mit einer Freundin im Bett gelegen. Da waren Sie 14. Stimmt das?
Nicht ganz. Ich erinnere mich an den Moment genau. Als ich die Nachricht von Kurt Cobains Tod bekam, war ich gerade mit dem Fahrrad in unserem Dorf unterwegs, auf dem Weg zum Fußball. Da erzählte mir ein Freund davon.
Waren also Cobain oder Nirvana musikalische Vorbilder?
Mehr als das. Kurt Cobain und die Musikszene aus Seattle waren überhaupt der Grund, warum ich begonnen habe zu texten. Dieser Typ und dieser Mythos reizten mich, weil sie das komplette Gegenteil meiner Biografie verkörperten. Ich komme vom Dorf aus einem sehr tollen Elternhaus. Mit 13 wurde ich bereits »grungig«. Wie das so läuft auf dem Dorf: Der eine war Hip Hopper, der andere Punker. Für mich war Kurt Cobain das Größte. Bis ich fünfzehn war habe ich meist nur »Selbstmordtexte« geschrieben, die absolut nichts mit mir persönlich zu tun hatten.
Neil Young zählt auch zu Ihren musikalischen Favoriten. Sie zitieren ihn.
Neil Young kam für mich aber erst später. Der Abschiedsbrief von Kurt Cobain war für uns eine ganz große Sache. Darin wurde Neil Young zitiert. Wir kauften dann wie verrückt Young-Platten. Klar war Neil Young schon ein Begriff gewesen, wir coverten auch den einen oder anderen Song. Aber dann wurde er Kult!
»Es ist besser auszubrennen als zu verblassen« – für einen 14-Jährigen eine ziemlich kokette Haltung.
Ja. Ein ganz großes Pathos. Die Seattle-Scene war total ansprechend, weil sie so »kaputt« war. Und niemand von uns war nur ansatzweise so. Wir waren alle gut aufgestellt. Die Mädels hatten Ballettstunden, und wir Jungs haben am Wochenende in der B-Jugend Fußball gespielt und waren vielleicht noch in der Freiwilligen Feuerwehr. Aber trotzdem hatte man ein »zweites Leben«.
Rock‘n‘Roll in all seine Facetten war ja immer auch Rebellion. Wie war das bei Ihnen?
Ich hatte wirklich eine einigermaßen schlimme Pubertät. Für alle Beteiligten. Eltern Geschwister, wahrscheinlich auch Freunde. Weil ich einfach rebellieren wollte. Wenn man das allerdings aus heutiger Sicht betrachtet, lief das alles noch in einem relativ entspannten Rahmen ab.
Ein weiterer Bruch in Ihrer Biografie war die Trennung von Hyperchild 2002. Gab es einen großen Crash?
Nein. Wir haben heute noch Kontakt zueinander. Es ging damals alles viel zu schnell.
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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