Melodie & Rhythmus

Kritik im Dreierpack

02.01.2013 14:17

Zu Gast bei M&R: Nachwuchsjournalisten schildern, wie sie »M&R Live« mit Anne Haight, Tim McMillan und Soundmonsters erlebten
Fotos: Santiago Flores

Sie studieren »Medienmanagement« an der Berliner Hochschule der populären Künste (HdpK). Und sie fragten an, ob sie unser fünftes Konzert der Reihe »Melodie&Rhythmus Live« besuchen könnten. Wir sagten freudig Ja, nicht ohne zu fragen, ob sie nicht ihre Eindrücke schildern könnten – in Form von Rezensionen. Die Studierenden willigten ein, wobei drei Beiträge von Max Schanner (MS), Jakob Hausruckinger (JH) und Claudia Mey (CM) herauskamen. Nachfolgend die O-Töne über diesen Abend im Maschinenhaus der Berliner Kulturbrauerei. Wir dokumentieren sie ohne Einflussnahme auf Stil und Inhalt.

1. Die Atmosphäre

»Ein schöneres Geschenk zum Nikolaus hätte man sich nicht vorstellen können: Anne Haight, Tim McMillan und die SoundMonsters in der Kulturbrauerei.« (MS)

»Als man das Maschinenhaus um 20 Uhr betrat, bezweifelte man, ob man hier wirklich richtig ist. Nur vereinzelt standen Besucher in der kleinen Konzerthalle und warteten mehr oder weniger gespannt auf den Auftritt von Anne Haight und Kirstin Kroneberger.« (JH)

2. Anne Haight

Anne Haight

»Eröffnet wurde der Abend von Anne Haight, der Bratschistin Kirstin Kroneberger und ihrem verspielten Wohlfühl-Pop. Kein Wunder, dass das blond-brünette Duo die letzte ›FritzNacht der Talente‹ gewonnen hat, denn trotz zarter Stimme verwob sich der Gesang mit Bratsche und Gitarre zu fantastischen Klanggebilden, die den Raum erfüllten. (…) Lediglich die Akustik des Raumes und die Tonabnahme der Bratsche waren nicht optimal, große Teile der gezupften Parts gingen leider unter, ein typisches Live-Problem, vor allem bei solch feinfühliger Musik.« (MS)

»Obwohl die beiden ihren Auftritt sehr sympathisch und musikalisch auf hohem Niveau gestalteten, konnten sie das Publikum nicht mitreißen. Besser würde ihr stilistischer Mix aus Alternative-Folk und melodiösem Akustik-Pop zu einem gemütlichen Abend mit Freunden zuhause auf dem Sofa passen.« (JH)

»Das Duo nahm das Publikum auf eine Reise in die Musik mit, zwischen rhythmischen Gitarrenklängen und sanften Stimmen. Ihre Leidenschaft zur Musik und dessen Besinnlichkeit konnte man auch vor der Bühne spüren. Man fühlte jedes Wort und jede Melodie, welche die beiden Künstlerinnen mit dem Publikum teilten.« (CM)

3. Tim McMillan

Tim McMillan

»Tim McMillen, ein geborener Entertainer, entführte uns anschließend in die Abgründe seiner musikalischen Schaffenswelt. Als ›Australian Dungeon Incest Folk‹ oder ›Goblincore‹ beschreibt der gebürtige Australier seine Musik. Nach dem ersten Stück war jedoch klar, diese Werke lassen sich in keine Schublade zwängen. Von Viking-Metal bis Folk, über die Red Hot Chili Peppers zu HipHop und Freejazz, dieser Mann kann alles, und alles in einem Song. (…). Highlights waren originelle Coverversionen von ›Tetris‹ und ›Stairway To Heaven‹, denen er durch sein virtuosen Umgang mit der Gitarre seinen Stempel aufdrückte.« (MS)

»Aufgeweckt wurde das durchweg gemischte Publikum dann von dem Australier Tim McMillan, einem Virtuosen an der Gitarre. Er zupfte seine Gitarre nicht nur, sondern nutzte diese auch als Percussion-Instrument. Einem eindeutigen Genre kann man McMillan nicht zuordnen. Er vermischt Folk, Jazz, Klassik, Blues und eine Prise Heavy Metal zu einer unterhaltsamen und spannenden Musik. Doch der Musiker ist nicht nur auf seiner Gitarre talentiert, sondern schaffte es auch, die Zuschauer mit seinen Geschichten aus dem Alltag zum Lachen zu bringen.« (JH)

»Der Australier spielte sich mit seiner Gitarre in die Herzen der Anwesenden und zog sie mit Leichtigkeit in seinen Bann. Mit seiner leidenschaftlichen, aber dennoch kraftvollen Stimme und seiner Gitarre machte er aus Melodien, wie die von Tetris oder den Red Hot Chili Peppers, seine ganz eigenen Werke. Von leise zu laut und von langsam zu schnell, von Heavy Metal zu Jazz oder Klassik.« (CM)

4. SoundMonsters

SoundMonsters

»Die letzte Band des Abends waren die SoundMonsters aus Berlin. Leider konnte deren Sound anfangs nicht überzeugen. Die Musik war schlecht abgemischt, und es kam vermehrt zu Feedbacks. Die ersten Songs waren uninspiriert und austauschbar. Danach ging es jedoch steil nach oben und die anfänglichen Zweifel waren wie weggeblasen. Die technischen Schwierigkeiten schienen behoben und der Sound wandelte sich zu knackigen Indietronic-Hits, welche streckenweise an Größen wie Placebo erinnerten. Nino, Sänger und Gitarrist konnte mit glasklarem Gesang und Indie-Geschrammel überzeugen.« (MS)

»Die drei Jungs schlugen psychedelische und verrückte Klänge an, was bei den Besuchern nicht die erwünschte Wirkung erzielte. Zum Tanzen brachten nämlich auch die SoundMonsters das Publikum nicht. Der Versuch einer mit bunter Gorillamaske verkleideten Tänzerin, das zu ändern, scheiterte ebenfalls kläglich, und die Band brachte ihren Auftritt ohne Tanzeinlagen der Gäste zu Ende.« (JH) »Verwechselbar ist diese Band mit Sicherheit nicht. Was für den einen vielleicht abschreckend wirkt, ist für den anderen pure Kunst. Mit schrillen Outfits, elektronischen Melodien und stumpfen Bässen hat SoundMonsters einen ganz eigenen Still, dieser spiegelte sich auch in der Bühnenshow.« (CM)

5. Fazit:

»Alles in allem, ein toller Abend, der Lust auf mehr macht.« (MS)

»Ein nettes Ambiente gemischt mit guten Künstlern ist das Ergebnis eines gelungenen Abends. Rundum präsentierte Melodie & Rhythmus ein unterhaltsames Konzert, das man das nächste Mal besser nicht verpassen sollte.« (CM)

Anmerkung der Redaktion:
Tim McMillan wurde von Alex »Gravedigger« Bökel (Drums) und Ben Seeliger (2nd Guitar) begleitet.

Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 1/2013, erhältlich ab dem 4. Januar 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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