Es war 1988, als Mano Negra das Album »Patchanka« mit dem Song »Ronde de nuit« (Nachtwache) herausbrachten. Die Vorzeigegruppe aus den Vorstädten war beunruhigt über die Wahl Jacques Chiracs – eines Reaktionärs – zum Bürgermeister von Paris und prophezeite triste Nächte, in denen für Feiern und Musik kein Platz mehr ist: »Paris stirbt heute daran / Einem Banditen überantwortet zu sein / Einem Idioten, der der Stadt / Ihre schlaflosen Nächte genommen hat / Paris in der Nacht, das ist vorbei! / Paris wird krepieren vor Langeweile« – sie hatte recht damit.
2009 starteten die Inhaber der Pariser Diskotheken und Nachtklubs eine Petition mit dem Titel »Wenn die Nacht in der Stille stirbt«. Diese wenig sympathische Vereinigung beweinte ihr eigenes Schicksal: Belastet durch zu viele Verordnungen, besitze das Pariser Nachtleben kaum mehr Anziehungskraft. Wenn schon den Kapitalisten das Dahinschwinden ihrer Gewinne in einer Hauptstadt, die sich inmitten der Gentrifizierung befindet, Schweißausbrüche bereitet, dann ist es nicht schwierig, sich die Situation der Alternativszene vorzustellen. Paris verreckt tatsächlich vor Langeweile und am Mangel an alternativen Orten für Live-Musik.
Paul »Julien« Leclair ist Singer-Songwriter in dem
Kollektiv The Joke, deren letztes in Ouagadougou (Burkina Faso) aufgenommenes Album gratis auf joke-joke.net abzurufen ist. Er ist Doktor der Soziologie und publiziert regelmäßig in der alternativen Presse Frankreichs. Foto: Agence Rasca-Prod
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 6/2015, erhältlich ab dem 30. Oktober 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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