Zu den Wunderlichkeiten der Planwirtschaft in der DDR gehörte der Sektor »Jugendmode«. Ein ganzer Industriezweig war damit beschäftigt, Kleidung zu entwerfen, zu produzieren und zu verkaufen, die kein Jugendlicher freiwillig angezogen hätte. Wer sein Geld zur Jumo trug, sah aus wie die Herren auf dem Foto.
Die Abneigung gegen die untragbaren Kollektionen war so tief im Volk verwurzelt, dass die Zensoren Ulrich Plenzdorfs Urteilsspruch über die DDR-Jugendmode in seinem Jahrhundertbuch »Die neuen Leiden des jungen W.« durchgehen ließen: »Jeans sind die edelsten Hosen der Welt. Dafür verzichte ich doch auf die ganzen synthetischen Lappen aus der Jumo, die ewig tiffig aussehen.« Die Zensoren werden mit dem Kopf genickt und gesagt haben: »So ist es.«
Weil die synthetischen Jumo-Lappen trotzdem verkauft werden mussten, wurden die Verkäuferinnen mit sanftem Nachdruck gebeten, sich mit ihrer eigenen Ware zu bekleiden. Sie sollten am lebenden Objekt demonstrieren, dass eine fesche Dederon-Bluse tatsächlich getragen werden konnte. Damit der Kunde die Bluse als vorrätige Handelsware erkannte, pappte sich das Personal einen Sticker an die Brust: »Ich trage ein Verkaufsmodell«.
Dass es in der DDR noch einen ganz anderen Modesektor gab, in dem Geld keine Rolle spielte, weil es schneller verdient als ausgegeben werden konnte, beschreibt Mark Modsen auf S. 48. Einen größeren Bogen zu Mode und Musik schlägt Wolf Kampmann (S. 40). Fred Fronner erinnert an die bi- und transsexuelle Plateausohlenzeit (S. 51), und Gunnar Pabst klärt über die Herkunft der Goldkette im Hip-Hop auf (S. 52).
Und nun zu etwas ganz anderem.
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