Das Jazztrio Das Kapital kleidet Hanns Eisler neu ein
Text: Gunnar Pabst, Fotos: Bruce Milpied
Es gab eine Zeit, da war der deutsche Jazz aufmüpfig, sperrig und unangepasst. Ende der Sechziger wäre es undenkbar gewesen, dass ein deutscher Jazzmusiker anlässlich einer Firmeneröffnung zum Frühschoppen ins Horn stößt. Als Peter Brötzmann ein Album mit dem Titel »Machine Gun« rausbrachte und das Publikum der Berliner Jazztage mit einer Protopunk-Improvisation des Einheitsfrontliedes spaltete, war der Jazz noch der Soundtrack zum zivilen Ungehorsam.
Diese Tage sind lange gezählt. Oder zumindest waren sie das, bis der Berliner Saxofonist Daniel Erdmann 2010 sein neues Trio Das Kapital aufstellte. Der Bandname sagt es bereits, hier handelt es sich nicht um jene yuppieske Neutralität, die den zeitgenössischen Jazz oft so unattraktiv macht. Das Kapital mischt sich ein und legt den Finger in die Wunden unserer heilen Europa-Wunderwelt. Saxofonist Daniel Erdmann, Gitarrist Hasse Poulsen und Drummer Edward Perraud – ein Deutscher, ein Däne und ein Franzose – lehnen sich so weit aus dem Fenster, dass sie abzustürzen drohen. Doch nur mit dieser Bereitschaft zur extremen Äußerung erreicht der Jazz heute noch seine Hörer.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in der melodie&rhythmus 5/2011, erhältlich ab dem 6. September 2011 am Kiosk oder im Abonnement.