Melodie & Rhythmus

Revolutionäre Gegenkultur als kollektiver Prozess

14.09.2021 14:53
Illustration: Cem Kara

Illustration: Cem Kara

Comics für die Solidarität mit politischen Gefangenen

Interview: Dror Dayan

Cem Kara engagiert sich seit zwei Jahrzehnten als Aktivist und Grafiker in Antirepressionsstrukturen und anderen linken Initiativen. Er zeichnete für das Gefangenen Info und für türkischsprachige Publikationen. Jetzt steht der 46-jährige Berliner selbst vor Gericht; ihm werden drei Brandstiftungen vorgeworfen, die vor rund zehn Jahren von den Revolutionären Aktionszellen – einer Nachfolgeorganisation der Militanten Gruppe (MG) – verübt worden sein sollen. M&R sprach mit Kara über sein Selbstverständnis als aktivistischer Comickünstler, die Sujets seiner Arbeiten und die kulturellen Unterschiede zwischen der radikalen Linken in Deutschland und der Türkei.

Herr Kara, nach acht Jahren Ermittlung und Beobachtung stehen Sie jetzt vor Gericht. Inwieweit haben das Verfahren und der Prozess Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst?

Das Verfahren, das wie das Schwert des Damokles die ganze Zeit über meinem Kopf schwebte, hat durchaus negative Auswirkungen auf meine kreative und politische Arbeit gehabt. Rückblickend war es zumindest phasenweise die Erfahrung der Ohnmacht, die sich als Hemmnis meiner Produktivität darstellte: Wird es irgendwann einen Prozess geben, wie wird er ausgehen? Diese ständige Ungewissheit versucht man, irgendwie zu verarbeiten. Meine Genossen und ich – wir befassen uns ja in unseren Arbeiten schon lange mit Repression, und das hat geholfen, sich mit meiner konkreten Situation auf politischer und künstlerischer Ebene auseinanderzusetzen.

Sie engagieren sich seit vielen Jahren als Grafiker für revolutionäre Bewegungen. Worin besteht für Sie die Verbindung zwischen den Sphären Kunst und Politik?

Die Praxis meiner politischen Arbeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten bestand zum Teil darin, mit Gefangenen zu kommunizieren, sie in der Haft zu besuchen und ihre Kämpfe stärker in das Augenmerk der Öffentlichkeit zu rücken. Die kulturelle Komponente kam dann durch die Arbeit für Antirepressionsorgane oder den Austausch mit Gefangenen dazu. …

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback