Text: A. Käßner, Foto: Atze
Im Berliner Wedding (Bezirk Mitte) ist das ATZE Musiktheater im Max- Beckmann-Saal seit 2004 zu Hause und begeistert Kinder mit einem reichhaltigen musikalischen Programm. Doch diese Institution steht jetzt vor dem Aus. Wie der Leitung am 16. April 2013 von der Berliner Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) mitgeteilt wurde, wird ihr Mietvertrag aus Kostengründen nicht verlängert, sondern läuft stattdessen zum Ende der Theatersaison im Juni 2014 aus. Der Bezirk hatte das Gebäude zwischen Leopoldplatz und Amrumer Straße gegen eine symbolische Monatsmiete von 1 Euro dem Musiktheater für zehn Jahre mit einer Verlängerungsoption für weitere fünf Jahre überlassen. Von letzterer wurde jedoch kein Gebrauch gemacht. Mit einer Neuregelung zur Budgetplanung in den Haushalten der Bezirke, der sogenannten Pagatorisierung, wird das ATZE, zumindest hypothetisch, zu teuer. »Mit Beschluss des Doppelhaushaltes 2010/11 wurden alle Berliner Bezirke gesetzlich verpflichtet, eigentlich Budget-unwirksame Kosten haushaltswirksam zu verrechnen. Das heißt, die Bezirke mussten ab diesem Zeitpunkt kalkulatorische Gebäudekosten, kalkulatorische Pensionen und kalkulatorische Zinsen als Ausgaben in den Haushalt einstellen. Seit 2010 muss der Bezirk Mitte von Berlin für das ATZE Musiktheater höhere Kosten ansetzen als tatsächlich anfallen«, so Tom Müller- Heuser, Sprecher des ATZE. Dass die Bezirke und die Stadt Berlin kein Geld haben, ist nichts Neues und das Sparverfahren überrascht auch nicht: Ein weiteres Mal wird im Bereich der Kultur und hier auch noch am kulturellen Angebot für junge Menschen gekürzt.
Seit Bekanntwerden mobilisierte deswegen die Leitung des ATZE gegen die Kündigung und eventuelle Schließung unter anderem mit Unterschriftensammlungen. Nun schlagen sich auch die entscheidungstragenden Politikerinnen und Politiker auf die Seite des Musiktheaters. Unter anderem sprachen sich der Bezirksbürgermeister von Mitte Christian Hanke und Klaus Wowereit (beide SPD) für eine Rettung aus. In den Sitzungen des Senats kam es jedoch noch nicht zu einem endgültigen Entschluss. »Allerdings wurde dem ATZE Musiktheater signalisiert, dass hinter den Kulissen Anstrengungen unternommen werden, die das Theater langfristig absichern sollen«, so Müller-Heuser.
Ob der Senat wirklich für eine Rettung abstimmt, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Zukunft des ATZE weiterhin in den Sternen steht und damit Berlin wieder ein Stück Kultur und Angebot für Kinder genommen würde.
Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 4/2013, erhältlich ab dem 28. Juni 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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