Zur Literatur der Privilegierten und Reichen
Enno Stahl
Ich weiß nicht, ob die heutigen Eliten in Deutschland überhaupt noch lesen. Mit dem Bildungsbürgertum ist es ja nicht mehr allzu weit her. Die deutsche Oberschicht ist, wenn man jetzt nicht die verborgen-verschwiegene Welt der wenigen Superreichen damit meint, ziemlich heterogen, ja polymorph – sie reicht von Spitzenpolitikern über CEOs mittlerer oder großer Firmen bis hin zu Heidi Klum, Helene Fischer, Thomas Müller und irgendwelchen Hip-Hoppern. Ob diese Leute das Interesse dafür aufbringen, sich mit wirklicher Literatur auseinanderzusetzen? Die meisten wohl nicht. Allenfalls noch jener Teil der Kulturelite, den es auch noch gibt – weniger betucht als die Männer und Frauen der großen Wirtschaft und der Massenunterhaltungsbranche, aber durchaus von eigener Glanzentwicklung und Machtfülle: TV-Kritiker und Feuilletonzarinnen, Kunstbonzen und Museumsgrößen, Klassikstars und Erfolgsrocker, also das vielköpfige, vielgestaltige Pandämonium der (gehobenen) Kulturindustrie. Einige wenige Autoren gehören auch dazu. Dies sind – und waren in der Geschichte – oft Menschen, die ohnehin Angehörige der oberen Klassen waren. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Die sogenannte Kessler-Debatte 2014 hatte dieses Problem nachdrücklich aufs Tapet gebracht. Der Journalist und heutige Lektor des Hanser-Verlags, Florian Kessler, hatte mit einem Beitrag in der Zeit unter dem schmissigen Titel »Lassen Sie mich durch, ich bin Arztsohn!« einiges Aufsehen erregt. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 26. Juni 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.