Im Zug der Zeit: Das Lied vom Klassenkampf – entstaubt. Oder: »Ohne Praxis geht dieses Genre nicht« (Hanns Eisler)
Gerd Schumann
Als das letzte Gefecht verloren war, noch unter dem Eindruck der Massenhinrichtungen an der Südmauer von Père Lachaise, schrieb Eugène Pottier das Lied der Lieder. Es ist international und heißt nicht zufällig so, denn die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Arm und Reich. So war es bei der Pariser Commune 1871, so ist es heute, wenn sich Menschen vom Elend erlösen wollen, und morgen, wenn reiner Tisch mit den Bedrängern gemacht werden wird – hoffentlich. »Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.« Die Melodie steuerte später der Belgier Pierre Degeyter bei, und wenn sie heute zum Abschluss von revolutionären Zusammenrottungen angestimmt wird, klingt der Gesang manches Mal so richtig schräg ob der vielen grummelnden Misstöne. Und so mancher erschrickt erst recht ob der schroffen Worte. Doch die stimmen. Wacht endlich auf, ihr Verdammten dieser Erde, verdammt!
Das klingt pathetisch, die Sprache scheint leicht angestaubt, die »Erste Internationale« von Marx, Engels und Pottier existiert schon lange nicht mehr, nachfolgende Zusammenschlüsse auch nicht – von wegen »stärkste der Partei`n.« Trotzdem wird es immer noch gesungen, das zukunftsträchtige Lied, das vom aus dem fundamentalen Unrecht der Klassengesellschaft erwachsenden Widerstand handelt. Weil es eben jenes weiterhin gibt, begleitet es die Geschichte des »class war« bis heute, in aller Welt, in allen Sprachen.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 3/2014, erhältlich ab dem 25. April 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.