Opportunisten-Pop, Oldies und Funktionsmusik. Nur bei Aldi ist es ruhig, sonst gibt es beim Einkauf was auf die Ohren
Text: Christof Meueler, Foto: Reuters
Wer hören kann, muss fühlen. Das Ohr ist als körperliches Organ passiv, seiner Umgebung ausgeliefert. »Das Auge ist vom Lid gedeckt, man muss es öffnen, das Ohr ist offen, es muss weniger Reizen attentional sich zuwenden, als vor ihnen sich schützen«, schrieb der Philosoph Theodor W. Adorno in seiner »Einleitung in die Musiksoziologie«. Musik beeinflusst Herztätigkeit, Atemfrequenz und Blutdruck. Psychisch wirkt sie auch: Musik ruft Assoziationen hervor, weckt Erinnerungen und bringt einen in Stimmung. Und sei es in schlechte, wenn man ausnahmsweise darauf achtet, was man sich so alles in einem Supermarkt alles anhören soll.
Das, was man am geistfernen Formatradio hasst, dudelige Redundanz bei gleichzeitig zwanghafter Munterkeit, wird durch sogenannte Instore-Radios noch gesteigert. Darunter versteht man Firmen, die Hotelketten, Kaufhäuser und vor allem Supermärkte bespielen, damit die Kunden in angeblich freundlicher Atmosphäre verweilen und nicht groß nachdenken, für was sie ihr Geld ausgeben. Nur bei Aldi ist es ruhig, der Kunde soll schnell einkaufen und Platz für den nächsten machen.
Es gibt Instore-Radios mit und ohne Wortbeiträge. Mit Wortbeiträgen ist schlimmer. Bei Edeka ertönt eine »Edeka- Morning-Show«, dagegen ist das flachsinnige RTL2-Fernseh- Programm eine akademische Veranstaltung. Bei Real wird man darauf hingewiesen, dass der Donnerstag an der Fleischtheke der »Leberkästag« ist, oder man bekommt ein »Grießbrei-Rezept« an den Kopf geworfen. Bei Edeka gibt es sogar Kürzest-Nachrichten und Wetter. Entscheidend sind aber die Werbejingles für Produkte, die im Laden erhältlich sind. Die knallen in den musikalischen Mustopf wie nix Gutes. Harte Breaks sind sowieso Standard, jeder Handy-Player, der auf Random läuft, mixt eleganter.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 3/2013, erhältlich ab dem 26. April 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.