Nick Cave und seine Entdeckung der Bibel
Text: Wolf Kampmann, Foto: Polly Borland
Es passiert nicht gerade selten, dass alternde Rockstars eine plötzliche Nähe zu ihrem Schöpfer verspüren. Der Grund ist oft ganz simpel: Auf ihre alten Tage bekommen sie Angst vor der Hölle und den Strafen, die sie dort für ihre lebenslangen Sünden erwarten. In manchen Fällen – wie bei Bob Dylan – ist Gott auch die Antwort auf eine Sinnsuche, die sich aus einem längeren kreativen Tief ergibt. Eine der erstaunlichsten religiösen Wandlungen vom Saulus zum Paulus hat jedoch Nick Cave hingelegt.
Aus der Dunkelheit …
Er wirkte stets wie der Prinz der Unterwelt, Tuch und Haare tiefschwarz, das Gesicht fahl, die Augen irre. Seine Texte hatten etwas Diabolisches, und sein Lebenswandel ließ auf exzessive Selbstvernichtung schließen. Das Jenseits gehörte schon immer zu seinen zentralen Themen, doch zog es ihn eher in den Hades als ins Paradies. 1996 krönte er seine nekrophilen Auswüchse mit dem makaberen Comic-Album »Murder Ballads«.
Doch der Meister fühlte sich missverstanden. Er wollte nicht auf Lebenszeit mit der ewigen Düsternis gleichgesetzt werden. 1998, ein Jahr nach Veröffentlichung seiner CD »The Boatman’s Call«, beschwerte er sich, dass die wenigsten Hörer richtig zuhören. Sicher, seine Songs seien düster, aber da wäre auch immer die Komponente der Hoffnung im Spiel. Schon damals bekannte er sich zu einer gewissen Religiosität, die sich in seiner Musik vielleicht nicht auf Anhieb erschließen mochte: »Meine Lieder haben oft den Charakter von Gebeten, denn sie stecken voller Sehnsucht, und das ist alles, worum es in Gebeten geht. Wenn es überhaupt eine Klammer für meine Lieder gibt, dann ist es dieser bestimmte Sinn für Bedürfnisse. Ein Sinn für Sehnen und Wollen.«
Den kompletten Beitrag lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 3/2012, erhältlich ab dem 27. April 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.