Melodie & Rhythmus

»You could be my brother«

16.03.2021 14:49
Foto: Imago / Brigani-Art

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Zur Aktualität des Souldichters Gil Scott-Heron – ein Rückblick ins Songbuch zehn Jahre nach seinem Tod

Phillip Becher & Kevin Rösch

Am 27. Mai 2011 starb der Singer-Songwriter Gil Scott-Heron. Der Funk-, Soul- und Jazzkünstler, zu dessen Markenzeichen schon lange vor dem Siegeszug der Hip-Hop-Kultur Spoken Words gehörten, orientierte sich an der marxistischen Weltanschauung. »Erstens: Bildung. Zweitens: Organisation. Drittens: Aktion. Du kannst nicht agieren, solange du unorganisiert bist, und du kannst dich nicht organisieren, solange keiner weiß, was los ist«, erläuterte er 1980 dem Musikjournalisten Eric Snider seine Vorstellung von den ersten Schritten eines revolutionären Prozesses. Damals lag bereits ein gutes Jahrzehnt seines öffentlichen musikalischen Schaffens hinter ihm. Gemeinsam mit dem Keyboarder, Flötisten und Sänger Brian Jackson, den er während seines Studiums an der Lincoln-Universität in Pennsylvania kennengelernt hatte, waren zwischen 1971 und 1980 neun Alben entstanden. Außer im internationalen linken Milieu erfuhren seine Songs bis auf einige Ausnahmen, darunter »The Revolution Will Not Be Televised«, der bereits auf seinem Debütalbum »Small Talk at 125th and Lenox« von 1970 veröffentlicht worden war, und »Angel Dust«, wenig Rezeption.

1949 in Chicago geboren, aber im Bundesstaat Tennessee im US-amerikanischen Süden aufgewachsen, war Scott-Heron stets »close enough to know what oppression’s about« (nahe genug dran, um zu wissen, was Unterdrückung bedeutet), wie es in »95 South« heißt, dem letzten Stück des Albums »Bridges« – einer 40-minütigen Auseinandersetzung mit den Facetten schwarzer Identität. Diese Ballade hatte Scott-Heron der Bürgerrechtsaktivistin Fannie Lou Hamer vom linken Flügel der Demokratischen Partei gewidmet, die sich gegen Rassentrennung und Wahlrechtsbeschränkungen engagiert hatte. »We say that, since change is inevitable, we should direct the change/ Rather than simply continue to go through the change/ We sing a song of revolution as change« (Wir sagen: Da Veränderung unvermeidlich ist, müssen wir sie lenken, statt einfach weiter durch sie hindurchzugehen. Wir singen das Lied der Revolution als Veränderung), beschwor Scott-Heron sein Publikum in »Delta Man«, einem anderen Stück des Albums. …

Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2021, erhältlich ab dem 19. März 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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