Melodie & Rhythmus

Ihre Stimme

25.02.2014 12:15

Sawtuha

Mit neuen Sampler »Sawtuha« veröffentlicht das Deutsche Plattenlabel Jakarta Records ein aktuelles Abbild der arabischen Musikszene. Neun Künstlerinnen singen über Patriarchalismus, Tyrannei und was junge Frauen der post-revolutionären Ära noch beschäftigt
Text: Dörte Heilewelt, Foto: Lindsay Mackenzie

Schwerpunkt Arabischer Frueling»Sawtuha«, zu Deutsch »Ihre Stimme«, heißt ein grade erst erschienener Sampler mit neun außergewöhnlichen Künstlerinnen der arabischen Independentszene. Die Frauen stammen aus Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien. Zugleich sind sie auch Aktivistinnen der post-revolutionären Zeit. »Sie erleben in diesen Gesellschaften oft eine Unterdrückung, weil sie Künstler sind, und weil sie Frauen sind«, erklärt der Chef von Jakarta Records Jannis Stürtz. Diese Doppelbelastung sei der Grund dafür, dass es ein reiner Frauensampler geworden ist.

Dabei hätte diese Sammlung von starken Meinungen und Eindrücken fast nicht das Licht der Welt erblickt. »Eigentlich sollte die Platte bereits vor einem Jahr bei einem Kölner Label erscheinen«, erklärt Stürtz. Aber das hätte am Ende nicht funktioniert und so ist er mit seinem Label Jakarta Records eingesprungen. »Ich habe es übernommen, weil ich mit dem Projekt verbunden war und alle Beteiligten gut kenne.« Er war der Leiter des MICT-Projektes »Sawtuha«, damals habe er für ein paar Monate neben der Labelarbeit auch diese Stelle übernommen. Hinter der Abkürzung MICT verbirgt sich die gemeinnützige Gesellschaft und Nichtregierungsorganisation »Media in Cooperation and Transition« aus Berlin, die normalerweise Journalistenausbildungen in Krisengebieten wie Irak, Sudan oder Afghanistan durchführt. Ab und zu machen sie allerdings auch Musikprojekte. So gab es bereits im September 2011 zu den Wahlen in Tunesien den Sampler »Musique Sera« mit Sängerinnen des Landes. Finanziert vom Auswärtigen Amt stellten MICT das aktuelle, musikalische Projekt »Sawtuha« auf die Beine.

Im Oktober 2012 fanden sich acht der neun Künstlerinnen für zwei Wochen in den Lotfi Boushnak Studios in Tunis, Tunesien zusammen – ohne die sonst so oft beschriebenen Schwierigkeiten beim Reisen. »Ohne eine in der Region bekannte und akzeptierte Organisation wäre das Ganze vermutlich viel schwieriger geworden«, überlegt Stürtz darauf angesprochen. Gemeinsam nahmen die acht Frauen dort »Sawtuha« auf. Die beiden Produzenten stellten den westlichen Teil des Projektes dar: Olof Dreier vom schwedischen Elektroduo The Knife und der amerikanisch- sudanesische Musiker Oddisee übernahmen diese Rolle. Einzig die syrische Künstlerin Rasha Rizk war nicht bei der Session dabei. »Ich war zwei Monate später in Kairo, sie ist da im politischen Asyl. Sie leitete als ausgebildete Opernsängerin am Konservatorium in Damaskus, der Hauptstand Syriens, die Opernabteilung«, erzählt Stürtz. In Kairo engagierte sie sich unter anderem bei einem Spendenkonzert der Oper für die Flüchtlinge aus Syrien. Auf dem Sampler sorgt sie mit ihrem Lied »Elegie« für einen der ruhigeren Momente – eine moderne Popballade, bewegend und traurig. Dabei mischt sie gekonnt westliche und arabische Einflüsse. »Die einzige Klammer auf dem Album«, erklärt Stürtz.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2014, erhältlich ab dem 28. Februar 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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