Melodie & Rhythmus

»Sie hatten keine andere Wahl«

14.12.2021 15:01
Foto: Nancy Borowick

Foto: Nancy Borowick

Nancy Borowick hat die Auswirkungen des US-Kolonialismus auf den Lebensalltag und die Kultur der mikronesischen Insel Guam dokumentiert

Interview: Bastian Tebarth

Die Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnen die Insel offiziell als »nichtinkorporiertes Territorium mit innerer Autonomie«. Faktisch ist Guam aber seit Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges im Jahr 1898 eine Kolonie der USA. Entsprechend zählen es die Vereinten Nationen zu den weltweit insgesamt 17 »Hoheitsgebieten ohne Selbstregierung«. Bei ihrer Generalversammlung 2020 haben sie in einer Resolution die Dekolonisierung Guams gefordert und ihre Sorge über den fortschreitenden Ausbau des US-Militärapparats auf der Insel geäußert – eine Begleiterscheinung des Wirtschaftskriegs des Westens gegen China. Die US-amerikanische Fotografin Nancy Borowick, die 2016 für eine Bildreportage über den Kampf ihrer Eltern gegen eine Krebserkrankung den zweiten Preis der World Press Photo Awards erhalten hat und in Afrika für diverse Hilfsprojekte tätig ist, lebte und arbeitete auch mehrere Jahre auf Guam. M&R sprach mit Borowick über die Verdrängung und Verformung der indigenen Chamorro-Kultur durch Kolonialismus und Tourismus, die Präsenz der US-Streitkräfte und den Protest der Bevölkerung gegen die Militarisierung ihrer Insel.

Frau Borowick, zwischen Guam und dem Festland der USA liegen gut 10.000 Kilometer. Wie macht sich diese Entfernung bemerkbar?

Als ich 2016 auf die Insel zog, war ich überrascht, wie vertraut mir dort alles vorkam. Ich erzählte meinen Freunden zu Hause in New York oft, dass ich das Gefühl hatte, in einer amerikanischen Kleinstadt mitten im Nordpazifik zu leben. Es gibt dort die in den USA bekannten Warenhaus- und Restaurantketten wie Macyʼs, Kmart und Hard Rock Cafe. Mit ihrer langen Geschichte der Kolonialherrschaft Spaniens, Japans und der USA und den Einflüssen aus anderen Ländern der Region wie den Philippinen ist diese wunderschöne tropische Insel aber auch ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen und Identitäten. …

[↗] nancyborowick.com

In der gedruckten Ausgabe:
Fotoreportage von Nancy Borowick: Guam
Militärkolonie des US-Imperiums

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2022, erhältlich ab dem 17. Dezember 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback