100. Todestag von Rosa Luxemburg
Zur Verarbeitung des Mordes an der Kommunistin in Kunst und Kultur
Feature: Matthias Rude
Auch deine
Wunde, Rosa.Und das Hörnerlicht deiner
rumänischen Büffel
an Sternes Statt überm
Sandbett, im
redenden, rot-
aschengewaltigen
Kolben.
Paul Celan: »Coagula« (1967)
Coagulum – das ist ein Blutgerinnsel. In der alchemistischen Schlüsselformel »Solve et Coagula« (Löse und verbinde) hat das Wort die Bedeutung »verbinden«. »Der Kolben« – diesen Gesamttitel hat der Dichter Paul Celan zeitweise für seinen dann als »Fadensonnen« bekannt gewordenen Band erwogen. »Als Gewehrkolben ist es Mordwaffe an Rosa Luxemburg, als hitzebeständiges Glasgefäß Ort alchimistischer Coagulation«, erläutert die Celan-Kennerin Barbara Wiedemann.
Und die Büffel? Mitte Dezember 1917 schreibt Rosa Luxemburg über diese in Rumänien im Krieg erbeuteten Tiere, die, wie sie vom Gefängnis in Breslau aus beobachtet, brutal geschlagen werden. Der Brief an Sonja Liebknecht kulminiert in den Worten: »Mein armer Büffel, mein armer, geliebter Bruder, wir stehen hier beide so ohnmächtig und stumm und sind nur eins in Schmerz, in Ohnmacht, in Sehnsucht.« Als Karl Kraus ihn 1920 in der Zeitschrift Die Fackel veröffentlicht, merkt er an: »Die ganze lebende Literatur Deutschlands bringt keine Träne wie die dieser jüdischen Revolutionärin hervor und keine Atempause wie die nach der Beschreibung der Büffelhaut: ›und die ward zerrissen‹.«
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Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2019, erhältlich ab dem 14. Dezember 2018 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.