Melodie & Rhythmus

Lehrstunden in Kulturimperialismus

27.12.2017 14:09
Die ghanaische Sängerin Efya ist schon dort, wo die Musiker von »Buzz meets Biz« gerne hinmöchten Foto: www.flickr.com/photos/59650008@n07/11398771755, cc by 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

Die ghanaische Sängerin Efya ist schon dort, wo die Musiker von »Buzz meets Biz« gerne hinmöchten
Foto: www.flickr.com/photos/59650008@n07/11398771755, cc by 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

Afrikanische Popmusiker erhalten Tipps von deutschen Musikmanagern

»Was kann ich tun, damit ihr meine Musik hört?« Die Frage des ghanaischen Musikers Bryte Micnificent bei der vom Berlin Music Pool organisierten Veranstaltung mit dem Titel »Movement of Sounds«, die sich mit der Vermarktung afrikanischer Musik in Europa beschäftigt, ruft Gelächter hervor, trifft sie doch des Pudels Kern – und ist nach eineinhalb Stunden Konversation immer noch nicht beantwortet …

Im Rahmen des federführend vom Goethe-Institut Ghana getragenen Kulturaustauschs »Buzz meets Biz« pendelten 37 Musiker, darunter zwölf aus Ghana, zwischen Berlin, Madrid und Accra. Bei dem Treffen in Berlin Mitte Oktober widmeten sich vier deutsche Musikmanager den Belangen der afrikanischen Künstler, indem sie ausschweifend vom eigenen Geschäft erzählten. Das Fazit: Afrikanische Stars zu buchen, verspricht keinen Gewinn, weil sie zu hohe Preise verlangen, in Deutschland nicht bekannt genug sind und ihre eigenen Communitys zu klein.

»Es mag ein Klischee sein, aber afrikanische Stars finanzieren oft auch gleich das ganze Dorf oder den Stamm mit«, weiß Pamela Owusu-Brenjah, A&R Consultant des Africa & Central Europe Projects von Universal Music. Und Georg Milz, Labelinhaber und Musikjournalist, erteilt den Rat, erst einmal in Afrika zum Star zu werden, sonst hätte man in Europa keine Chance. Und sich mit europäischen Konzertveranstaltern und Labels zu vernetzen, sei in Zeiten des Internets doch jedem möglich. Den vier anwesenden ghanaischen Musikern ist damit nicht geholfen. So endet eine Lehrstunde in Kulturimperialismus.

Martina Dünkelmann

Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2018, erhältlich ab dem 29. Dezember 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback