Melodie & Rhythmus

Das Partyvölkische

26.12.2016 14:54
Foto: Stefan Puchner

Foto: Stefan Puchner

Andreas Gabalier beschwört (Heimat-)Bodenständigkeit im Takt der guten Laune

Roberto J. De Lapuente

AfD-Bundessprecherin Frauke Petry findet am Begriff des Völkischen nichts Schlimmes. Im Gegenteil: Sie sähe es gerne, wenn er aufgewertet würde. Eine »unzulässige Verkürzung« sei es ihrer Ansicht nach zu behaupten, »völkisch ist rassistisch«. Nur sechs Tage, nachdem sie diese Haltung im vergangenen Herbst in einem Interview feilgeboten hatte, begann das Münchner Oktoberfest, dessen beliebtester Interpret ein gewisser »Volks-Rock’n’Roller« werden sollte. Zu seinem Lied stiegen junge Menschen in Tracht auf die Biertischgarnituren und schmetterten lauthals einen Text mit, der von einer etwas affektierten Einstellung zum Geschlechtsverkehr handelte. Alles in allem eine thematisch eher unbedenkliche Nummer. Das ist ja nicht immer so beim Herrn Gabalier. Gelegentlich rockelt er weitaus dubioser.

In einem seiner Songs grüßten sich zum Beispiel rein zufällig die Achsenmächte »Italiener, Deutsche und Japaner« – das taten sie allerdings zum Glück bloß als Biker, nicht als Offiziere. Männerfreundschaften halt, die »prägen wie ein eisernes Kreuz«, winkte der Interpret bedeutungsvoll mit dem Zaunpfahl. Überhaupt geht es in Gabaliers Liedern ziemlich oft um Kameradschaft, Heimat und die Verbundenheit mit Land und Leuten. Und um klischeehafte Geschlechterbilder: um »Buam« von der Alm, die den »Madln« von ebenda mit »Wadeln und Jodeln« imponieren. Passend dazu gab er in einem Interview mit einer großen Sonntagszeitung zu Protokoll, dass sein Mädchen »von daheim kommen« müsse. Für interkulturelle Beziehungen mochte er sich nicht erwärmen. Genau das ist jene Bodenständigkeit, für die er von seinen Fans geliebt und mehr und mehr auch von neutralen Beobachtern gelobt wird.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 1/2017, erhältlich ab dem 30. Dezember 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback