Opfer klagen gegen Erfinder der Musik-Folter in CIA-Gefängnissen
Nicht erst in Guantanamo, bereits 2002 in Afghanistan wurde Popmusik in CIA-Gefängnissen zur Folter eingesetzt. Das wurde jetzt bekannt, weil zwei Opfer und die Hinterbliebenen eines Mannes, der aufgrund der Misshandlungen gestorben ist, vor einem Gericht in Washington Klage gegen die beiden Air-Force-Psychologen erhoben haben, die das spezielle Folterprogramm nach 9/11 entwickelt haben. Intern nannte man sie »the architects«: James Mitchell und Bruce Jessen. 81 Millionen Dollar zahlte ihnen die US-Regierung. Sie trainierten CIA-Kräfte und waren bei der Folter auch persönlich anwesend. Bislang wurden sie nicht belangt. Die beiden Überlebenden fordern Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 75.000 Dollar.
Der Tansanier Suleiman Abdullah, der Libyer Mohamed Ahmed Ben Soud und der Afghane Gul Rahman wurden von der CIA gekidnappt und in das berüchtigte Geheimgefängnis Cobalt gebracht. Der »versehentlich« festgenommene Gul Rahman starb, nach Eisduschen halbnackt an den kalten Boden angekettet, an Unterkühlung. Mit der Drohung, der frisch verheiratete Suleiman Abdullah werde seine Frau nie wiedersehen, wurde er in unerträglicher Lautstärke immer wieder dem Lied »My Love« der irischen Boygroup Westlife ausgesetzt. Darin heißt es: »So I say a little prayer / And hope my dreams will take me there / Where the skies are blue / To see you once again, my love.« Kian Egan von Westlife äußerte sich dazu wenig empathisch – fast scherzhaft sagte er, es dürfte wohl keine zwei Stunden gedauert haben, bis seine Peiniger Abdullah mit diesem Song »gebrochen« hätten.
red
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