Melodie & Rhythmus

Festival der Jugend

Höhepunkt des Festivals der Jugend, das die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) vom 2. bis 5. Juni 2017 im Jugendpark Köln austrägt, wird ein großer Konzertabend sein. Unter dem Motto »ResisDANCE Against Fascism« werden die SDAJ und Mitveranstalter M&R am Samstag, den 3. Juni, die Besucher des Festivals zum Tanzen bringen. Das Line-up kann sich sehen lassen – mit Musikern, die Kante zeigen gegen den wachsenden Rechtstrend und den aggressiven Expansionskurs von EU und NATO. M&R stellt sie vor.

DISARSTAR

Foto: Marcel Schaar

Foto: Marcel Schaar

Der 23jährige Hamburger zählt seit einigen Jahren zu den bekanntesten PolitRappern der Republik. Auf dem Festival der Jugend wird er einer der Hauptacts sein. M&R-Autor Matthias Rude stellte ihm ein paar Fragen.Antikapitalist, Antiimperialist, Antifaschist: Politisch sprechen Sie auf der Bühne Klartext – ein Grund, das Festival der Jugend zu unterstützen?
Ja, diese drei Positionierungen gehören für mich notwendigerweise zusammen. Mich an politischen Veranstaltungen zu beteiligen finde ich wichtig, um diese Sicht der Dinge zu vermitteln und zum Nachdenken anzuregen.

In diesen Tagen erscheint Ihr neues Album »Minus X Minus = Plus«. Was bedeutet der Titel?
So viel wie: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Dieser Grundgedanke, der mit Solidarität zu tun hat, ist quasi das Leitmotiv der Platte. Nicht alle Songs darauf sind explizit politisch, aber ich thematisiere Dinge wie fehlende Chancengleichheit oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Auch ein antifaschistischer Song ist dabei.

In der Single-Auskopplung »Death Metal« heißt es: »Ich scheiß auf neoliberale Feuilleton-Journalisten.« Was hat es damit auf sich?
Als ich gemerkt habe, dass immer mehr Hipster, Snobs und Pseudo-Linke auf meine Musik anspringen, war es mir wichtig, mich abzugrenzen und zu zeigen: Ich habe mit diesen Leuten nichts zu tun.

Rap-Künstler, die vielen als links gelten, haben Sie als »anti-links« bezeichnet.
Ja, die Antilopen Gang – nachdem einer von ihnen gesagt hatte, dass er bei Protesten aufseiten der Polizei kämpfen würde. Für mich sind das Mittelschichtskids, die wohl noch nie mit den harten Lebensrealitäten unseres Wirtschaftssystems in Berührung gekommen sind. Die in Szenevierteln irgendwelche politischen Meinungen aufgeschnappt haben und sie jetzt als ihre eigenen wiedergeben. Aber »Antideutsche« sind keine Linken.

In dem Track »Neue Welt« prophezeiten Sie 2013: »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Proletariat sich erhebt.« Nun haben wir stattdessen einen Rechtsruck.
Ich war 19 und noch optimistischer. Ich dachte, wenn es den Leuten schlechter und schlechter geht, würden sie zur richtigen Analyse der politischen Situation gelangen, und dann würden die Linken sie abholen. Die Menschen leiden unterm Kapitalismus – natürlich auch Pegida-Demonstranten und AfDWähler. Ich glaube weiterhin, dass Potenzial für Veränderung da ist, nur haben die Rechten uns flächendeckend den Rang abgelaufen. Die AfD vertritt allerdings puren Neoliberalismus, so dass die Klientel, die sie vorrangig wählt, wirtschaftlich oder sozial überhaupt nicht profitieren würde. Es ist wichtig, das aufzuzeigen. Wir müssen jetzt einen klaren Gegenpol bilden!

LOS FASTIDIOS

Foto: Promo

Foto: Promo

Die 1991 im italienischen Verona gegründete Formation gilt als eine der wichtigsten StreetPunkBands Europas. Im Februar ist ihr neues Album erschienen: »The Sound of Revolution« zeigt, dass die Botschaft der vier Mitglieder, die meist auf Italienisch, aber auch auf Englisch, Französisch und Spanisch vorgetragen wird, nichts an Eindeutigkeit eingebüßt hat. Nach wie vor positionieren sich Los Fastidios gegen Krieg und Kapitalismus, für die Arbeiterbewegung, für die Emanzipation der Menschen und für die Befreiung der Tiere. Sie wollen zu einer starken linken, internationalistischen Bewegung beitragen und sind überzeugt: Musik überwindet Grenzen! Doch diese müsse eben auch verteidigt werden gegen die Versuche der Rechten, Subkulturen und Stilrichtungen zu stehlen, die ihnen nie gehörten. »In einer Welt, in der Habgier, Hass und Unterdrückung wachsen, sind unsere Instrumente und Stimmen unsere Waffen und die Bühnen unsere Barrikaden, auf denen wir kämpfen, Seite an Seite, stolz auf unsere Träume, weil eine andere Welt möglich ist«, so die Band im Gespräch mit M&R. Der Sound der Revolution richte sich »gegen alle Grenzen, um die Mauern der Unwissenheit zu durchbrechen!«

BARRIO 245

Niveau, Savvy und DJ The Paulis, drei junge Berliner HipHopper, liefern seit 2012 als Barrio 245 den Sound aus dem Kiez, zu dem man am Späti anstößt oder sich entspannt zurücklehnt. Von Boom Bap bis hin zu 808s und klatschenden Snares haben sie alles im Angebot. Auf ihren Konzerten verbreiten die drei Jungs eine Mischung aus Feierstimmung und energetischer Eskalation. »Wir spielen auf dem Festival der Jugend, um unser Gefühl in gleichgesinntem Kreis auch über Berlin hinaus zu tragen«, sagen sie.

MONDO MASHUP SOUNDSYSTEM

Unsere Message ist die Kraft informeller Hilfeund Helfersysteme – das haben wir mit unserem beinahe schon genossenschaftlichen Modell in den letzten Jahren gezeigt«, verlautbart das Kollektiv Mondo MashUp Soundsystem, zu dem sich vor sechs Jahren fünf Bands aus Krefeld zusammengefunden haben. Wie der Name verrät, treffen hier Welten aufeinander: Jazz meets Bluesund FunkRock, HipHop und mehr. Nach Köln reist man in einer Besetzung bestehend aus Sängerin, Schlagzeug, Percus sion, Bässen, Gitarren, Posaune, Saxofon, Keyboard – und Ukulele.

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