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Editorial
Wir sind wieder auferstanden. Nicht aus Ruinen, aber aus einer Krise, die vor einem Jahr zum Kollaps führte. Ohne die Kollegen aus dem Verlag, die noch eine Schippe draufgelegt, und die vielen Künstler, die uns mit einer Kampagne unterstützt haben, wären wir nicht wieder auf die Beine gekommen – allemal nicht ohne Sie, die vielen Leser, die uns die Treue gehalten haben! weiterlesen
Magazin
Aufruf an die Nachgeborenen
Die Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh in Niedersachsen sucht Unterstützer
Im vergangenen Frühjahr wurden mitten in einem niedersächsischen Kiefernwäldchen Lieder von Bert Brecht zum Besten gegeben. Gut 40 Kilometer südlich von Hamburg, bei der Stadt Buchholz in der Nordheide, liegt die Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh. weiterlesen
Manifestation der Zensur
Kulturschaffende in Israel protestieren gegen das Loyalitätsgesetz
Israels Kulturministerin Miri Regev hat in ihrem zunehmend aggressiv geführten Kampf gegen die besatzungskritische Kulturszene in ihrem Land eine effektive Waffe entwickelt: Kontrolle und Sanktionierung über eine rigide Fördergeld-Politik. Ihr sogenanntes Loyalitätsgesetz soll es den zuständigen Behörden ermöglichen, Kulturschaffenden und Veranstaltern Gelder zu entziehen, wenn sie »gegen die Prinzipien des Staates arbeiten«. weiterlesen
Kunst & Künstler
Immer auf der Seite der Schwachen
Max Uthoff zeigt, wie systemkritisches Kabarett geht
Der Kabarettist leistet sich auch außerhalb der »Anstalt« die Verrücktheit, den neoliberalen Mainstream vorzuführen. Derzeit ist er mit seinem neuen Soloprogramm »Moskauer Hunde« auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. M&R traf ihn in Kassel. weiterlesen
Foto: Michel Neumeister
»Viel geredet wurde nicht«
Die Aufarbeitung der NS-Zeit beschäftigt Peter Simonischek nicht nur in seinen Filmrollen
Mit »Toni Erdmann« avancierte der Schauspieler Peter Simonischek zum Publikumsliebling. M&R sprach mit Simonischek über den Zweiten Weltkrieg, die NS-Aufarbeitung in seiner Familie und das Schweigen der Österreicher. weiterlesen
Foto: Xenia Hausner
Titelthema
Manifest für Gegenkultur
Ein EntwurfWeltweit zieht eine historische Finsternis herauf. Daher ist es höchste Zeit, verdrängte fortschrittliche Ideen von radikal kritischer Kunst und Kultur wieder aufzurufen, zu aktualisieren und mit neuem Leben zu füllen. Wir haben unterschiedliche politische Traditionen. Uns eint aber das Ringen um eine Kunst und Kultur, die bestrebt ist, sich ein konkretes Bild von den Verhältnissen zu machen, in denen das Individuum existiert und handelt, aber auch laut und deutlich Einspruch zu erheben gegen die kapitalistische Ordnung und ihre Inhumanität. Das ist für uns Weltsicht und Methode zugleich. Wie die proletarischen Menschen auf Käthe Kollwitz’ Zeichnung von 1932 gegen die faschistische Bedrohung reichen wir uns die Hände und bilden eine Front der internationalen Solidarität von Künstlern, Kulturschaffenden und Intellektuellen. weiterlesen
Panik auf dem Luxusdeck
Vor 50 Jahren provozierte Hans Werner Henze mit einem Revolutions-Oratorium. »Das Floß der Medusa« wurde von der bürgerlichen Presse torpediert − bis es schließlich untergingVon Spott und Hohn bis zur wutschnaubenden Raserei − es gab kaum eine Schmähpraxis, die nicht im bürgerlichen Feuilleton gegen Hans Werner Henze ihren Ausdruck fand. Schon vor der Uraufführung von »Das Floß der Medusa«, die für den 9. Dezember 1968 angesetzt war. weiterlesen
Foto: NDR / Hans-Ernst Müller»Komm, wir schlachten die Uhr«
Von den Schwierigkeiten eines differenzierten Umgangs mit der DDR-Kultur − unter Berücksichtigung des Gundermann-FilmsDer Kommunismus, das schwer zu machende Einfache, hat verloren, und das, obwohl er »vernünftig« ist und jeder ihn versteht, wie Bert Brecht meinte. Auch Gerhard Gundermann hat verloren. Zumindest lässt Regisseur Andreas Dresen in seiner Filmbiografie über den DDR-Liedermacher den Protagonisten resümieren: »Ich gehöre zu den Verlierern. Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt, aber es hat nicht gewonnen.« weiterlesen
Werke
»Man sollte seinen Gegner gut kennen«
Robert Newald hat mit seinen Fotografien die Rechte in Österreich dokumentiert − und entlarvt
Robert Newald, geboren 1956, ist einer der bekanntesten Pressefotografen Österreichs. Er hat für Die Zeit, Falter, LA Times, L’Humanité, Libération, Salzburger Nachrichten, Süddeutsche Zeitung, Volksstimme, Wiener Zeitung und viele andere gearbeitet. Sein Portfolio umfasst Bildreportagen des politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehens, Porträts von Prominenten, Landschafts- und Architekturfotografie. Vor allem aber ist er ein bedeutender Chronist der Geschichte des Neofaschismus in der Alpenrepublik, von den 80er-Jahren bis in die Gegenwart. weiterlesen
Kritik & Reflexion
Die analoge Revolution
Roland Kayns »Simultan und das Versprechen der Kybernetik für eine sozialistische Gesellschaft«
Die Musik von Roland Kayn spottet jeglicher Metaphorik. Nichts darin ist vertraut, nichts versöhnlich. Sie wirkt auf den Hörer fremd, ja verstörend. In ihr kündigt sich eine Zukunft an, in der die Grenze zwischen Mensch und Maschine aufgehoben ist. weiterlesen
Und draußen wird geschossen
Unterhaltungskultur während der Novemberrevolution
Flammende Reden, Barrikaden, Räterepublik: Nach 100 Jahren werden die politischen Ereignisse der Novemberrevolution noch einmal neu aufgearbeitet. Zu kurz kommt bisher die Unterhaltungskultur jener aufreibenden Zeit. Diese Lücke schließen soll die Neuerscheinung »Berlin in der Revolution 1918/19«, Begleitband einer Ausstellung im Berliner Museum für Fotografie. M&R sprach mit der Autorin und Kuratorin Evelin Förster über Vergnügungen in einer Hauptstadt im Ausnahmezustand. weiterlesen
Grenzen westlichen Wunschdenkens
Der Publizist Michael Lüders über den Roman »Singapur im Würgegriff«
Warum sollten wir »Singapur im Würgegriff« lesen?
Weil James Gordon Farrell einer der ganz großen englischsprachigen Schriftsteller ist, aber leider in Deutschland noch weitgehend unbekannt. … weiterlesen
Foto: Amrei-Marie, cc by-sa 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57402792
Politische Kultur & Zeitgeist
Gegen den Strom
60 Jahre Kubanische Revolution
Die Revolutionen des 20. Jahrhunderts vollzogen sich in Ländern mit mangelhaft entwickelten Bildungssystemen an der Peripherie des globalen Kapitalismus, nicht außerhalb seiner Grenzen. Es ist wichtig zu verstehen, dass es ein Außerhalb nicht gibt, denn er umfasst alles und alle: die »entwickelten« – oder wie es Roberto Fernández Retamar formulierte: … weiterlesen
»Rules of Engagement«
Eine musikalische Reaktion auf den Gaza-Krieg von 2008 – 2009
Der Beginn der israelischen Militäroffensive gegen den Gazastreifen, die von den Israel Defense Forces (IDF) in Anlehnung an ein Chanuka-Kinderlied »Operation Cast Lead« (Gegossenes Blei) genannt wurde, jährt sich am 27. Dezember 2018 zum zehnten Mal. weiterlesen
»Der Landwehrkanal wird nicht rauschen …«
Zur Verarbeitung des Mordes an der Kommunistin in Kunst und Kultur
Coagulum – das ist ein Blutgerinnsel. In der alchemistischen Schlüsselformel »Solve et Coagula« (Löse und verbinde) hat das Wort die Bedeutung »verbinden«. »Der Kolben« – diesen Gesamttitel hat der Dichter Paul Celan zeitweise für seinen dann als »Fadensonnen« bekannt gewordenen Band erwogen. »Als Gewehrkolben ist es Mordwaffe an Rosa Luxemburg, als hitzebeständiges Glasgefäß Ort alchimistischer Coagulation«, erläutert die Celan-Kennerin Barbara Wiedemann. weiterlesen
Standpunkte
»Kein Künstler darf sich jetzt mehr raushalten«
Gespräch mit Konstantin Wecker über antifaschistische Kultur in düsteren Zeiten
Mit seinem neu erschienenen Album »Sage nein!« blickt Konstantin Wecker auf 40 Jahre eigene antifaschistische Werkgeschichte zurück und unterstützt den Kampf gegen Nationalismus und völkische Ideologie. Eine gute Gelegenheit, mit dem Liedermacher und Komponisten über die drohende kulturelle und politische Hegemonie der Rechten, die Rolle der Lumpenbourgeoisie und die neuen Herausforderungen an antifaschistische Künstler zu reden. weiterlesen
Foto: Dominik Beckmann